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Goethe, Johann Wolfgang Reineke Fuchs mit Zeichnungen von Oswald Jarisch
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Herausgeber: Gärtner, Steffen; Oettel, Gunter
216, fester Einband, 19 x 30 cm Erscheinungsjahr 23.11.2016
Der in Zittau geborene Oswald Jarisch, dessen Leidenschaft für Zeichnung, Malerei und die Natur sich schon im Kindesalter zeigte, ließ sich in seiner Heimatstadt zunächst zum Flachglasmaler ausbilden. Nach Jahren der Wanderschaft in Süddeutschland und zwischenzeitlicher Rückkehr nach Zittau begann er 1925, unterstützt vom Zittauer Textilfabrikanten Hermann Schubert, ein Studium an der Dresdner Kunstakademie und genoss dort, mit besonderem Blick auf die Porträt- und Figurenmalerei, die Lehre bei Richard Müller, Ferdinand Dorsch und Max Feldbauer. 1927 ging er nach München und wurde Privatschüler bei Edmund Steppes. Von diesem Landschaftsmaler bekam Jarisch wohl wichtige Impulse für seine Märchendarstellungen, die ihm in der Folge reichlich Anerkennung brachten. Nach Lebensstationen auf der Schwäbischen Alb, einer Landschaft, die mit ihrer Vielfältigkeit seinem Drang zu Studien in der Natur entgegenkam, und im thüringischen Mühlhausen als freischaffender Künstler, kehrte er 1934 in die heimatliche Oberlausitz zurück. Der hier folgende Lebensabschnitt bescherte ihm, auch von außerhalb, umfangreichere Aufträge im Bereich der baugebundenen Kunst wie die Gestaltung von Glasmalereifenstern und Wandmalereien, die ihm das harte Leben als Künstler mildern halfen.
Die Einberufung im Jahre 1941 zur Wehrmacht und damit zum Kriegsdienst an der Ostfront schnitt tief in seinen Lebensweg ein. Seine akademische Ausbildung im Bereich der bildenden Kunst qualifizierte ihn dort für den Einsatz als Kriegsmaler. Gegen Kriegsende in sowjetische Gefangenschaft geraten, konnte er im Lager im lettischen Mitau, da die sowjetischen Offiziere dort seine künstlerischen Begabungen erkannten, gemeinsam mit anderen Malern in einer Kunstmalerwerkstatt arbeiten. Hier fertigte er insbesondere Porträts dieser Offiziere und von deren Angehörigen, auch Kopien von Werken berühmter russischer Meister, und konnte so aus seiner dadurch auch materiell etwas gehobenen Position heraus seinem von einer schweren Krankheit gezeichneten Künstlerkollegen Willy Müller-Lückendorf bei dessen Genesung beistehen.
Hier in der Gefangenschaft entstanden auch, wohl zumeist in den Nachtstunden, beeindruckende und berührende grafische Blätter zum Themenkreis Krieg und Gefangenschaft, daneben die Illustrationsfolge zu Goethes „Reineke Fuchs“. Diese Federzeichnungen konnte er bei seiner Rückkehr in die Heimat 1948 mit nach Hause bringen, fand aber in dieser von Nöten geprägten Zeit leider keinen Verlag für seine Reineke-Zeichnungen.
Oswald Jarisch starb 1979 in Eberswalde.
Mehr als hundert Federzeichnungen umfasst die Illustrationsreihe von Oswald Jarisch zu Goethes „Reineke Fuchs“, einhundertundelf zeigt dieses Buch. Insgesamt sind einhundertunddreizehn Blätter bekannt, einschließlich derjenigen, wovon es zwei oder auch drei Versionen gibt. Möglicherweise sind solche, und auch einige wenige andere Blätter, später, in der Zeit nach der Kriegsgefangenschaft, entstanden. Etwa siebzig Jahre lang verbrachten die Blätter in Mappen und wurden nur sehr selten, und dann auch nur vereinzelt und in Auswahl, ans Licht geholt und der Öffentlichkeit zu Gesicht gebracht, harrten so ihrer Vereinigung mit dem Goetheschen Text. Hohe Zeit war es, dass diese nun vollzogen wurde, denn Oswald Jarisch standen in der Kriegsgefangenschaft für seine Arbeiten nur mindere Papierqualitäten zur Verfügung, so dass sich verschiedene Blätter nun nicht mehr im besten Zustand befinden.